Paul Tillich

Paul Johannes Tillich (*1886; †1965) gehört − zusammen mit Karl Barth, Dietrich Bonhoeffer, Rudolf Bultmann und Karl Rahner − zum Kreis einflussreicher deutscher Theologen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Emigration im Jahr 1933 in die USA und sein Wirken an der Harvard University und der University of Chicago begründeten seinen weltweiten Ruf, der auch aus der umfangreichen internationalen Sekundärliteratur sichtbar wird.


In Tillichs Denken allgemein geht es vor allem um die Befreiung des Christentums wie des Geistes überhaupt aus der Knechtschaft durch das Bedingte eines jeden ideologisch verfestigten Religionsbegriffes und damit um die ›Überwindung des Religionsbegriffes‹ zugunsten einer neuen Theonomie schlechthin, in der Gott als der Grund allen Seins erfasst wird. In dem hier in deutscher Übersetzung neu abgedruckten vorletzten Vortrag (Brompton Lectures,1962) unternimmt er den Versuch einer dialogischen Gegenüberstellung von Christentum und den Weltreligionen, wobei ihm ein Dialog der Religionen angesichts ihrer weltweiten Bedrängung durch den Säkularismus von existentieller Bedeutung erscheint.

»Alles Gesagte hat im Grunde das Ziel, einer Bewusstseinslage den Weg zu bereiten, in der die Selbstgewissheit des Bedingten zerbrochen ist vor der Gewissheit und Wirklichkeit des Unbedingten. Nicht die Lösung eines theoretischen Problems war mir die Hauptsache, sondern die Aufweisung einer Geisteslage, auf die meiner Überzeugung nach schicksalsmäßig die Geistesbewegung hindrängt.«                  

Aus: Paul Tillich, Die Überwindung des Religionsbegriffs (1922)